Stand: 28.11.2025 08:48 Uhr

Wenn Deutschlands Fußballerinnen heute Abend Spanien zum Final-Hinspiel um die Nations League auf dem Betzenberg in Kaiserslautern bitten, betritt Offensiv-Allrounderin Jule Brand gewohntes Terrain. Denn in ihrer Jugend war die gebürtige Pfälzerin auf den Tribünen der legendären Arena mit ihrer Familie Stammgast.

von Hanno Bode

Den 1. FC Kaiserslautern anfeuern – im wahrsten Sinne des Wortes auf „Teufel“ komm raus: In ihrer Kindheit gehörte das für Jule Brand an Wochenenden zum Alltag. Die heutige Nationalspielerin stammt aus einer Fußball-begeisterten Familie, deren Herzen für den Traditionsclub schlagen. Besuche auf dem Betzenberg zählten daher zum Wochenend-Alltag der Kreativspielerin. Ob sie nun wollte oder nicht übrigens, wie sie am Mittwoch auf der Pressekonferenz des Nationalteams verriet.

„Weil ich aus der Pfalz komme, musste ich auch irgendwie Kaiserslautern-Fan sein“, erklärte die 23-Jährige. Häufig sei sie mit ihrem Onkel in dem früheren „Wohnzimmer“ von 1954-Weltmeister Fritz Walter gewesen. Die Frankreich-Legionärin (Lyon) weiß also aus eigener Erfahrung, welche Kraft das Stadion entwickeln kann, wenn der Funke von den Rängen auf den Rasen überspringt.

Die DFB-Frauen wärmen sich beim Training auf

Deutschland hat heute im Final-Hinspiel der Nations League zunächst Heimrecht, die Entscheidung fällt am Dienstag in Madrid. Gelingt die Revanche für das verlorene EM-Halbfinale?

Familie Brand mit großem Aufgebot vor Ort

Daher freue sie sich sehr auf das Duell heute Abend (20.30 Uhr, live im ZDF) mit Weltmeister Spanien, sagte Brand, die den DFB-Verantwortlichen in den vergangenen Tagen mit reichlich Kartenwünschen in den Ohren lag. „Es werden gefühlt alle ins Stadion kommen, auch meine Oma“, verriet sie. An persönlicher Unterstützung wird es dem Pfälzer „Maad“ in ihrem 68. Länderspiel also nicht mangeln.

Schon deswegen wird Brand gewiss besonders motiviert sein in ihrem „Heimspiel“, mit dem die Wahl-Französin in Bezug auf die „Roten Teufel“ aber keine großen Emotionen mehr verbindet. „Als ich ein bisschen älter wurde, habe ich dann auch nicht mehr in Kaiserslautern-Bettwäsche geschlafen“, verriet die aus dem 20.000-Einwohner-Städtchen Germersheim stammende Fußballerin.

Wechsel nach Frankreich hat Offensivspielerin gutgetan

Für sie zählt im Final-Hinspiel gegen die Ibererinnen zumindest während der Partie nur, sich mit dem Team eine gute Ausgangsposition für den zweiten Vergleich mit den Weltmeisterinnen am kommenden Dienstag (18.30 Uhr, live im Ersten und bei sportschau.de) in Madrid zu schaffen. „Es geht um einen Titel. Es wäre gerade gegen die Spanierinnen etwas Besonderes, wenn wir gewinnen. Deswegen nehmen wir das auch sehr ernst“, sagte Brand.

Das mit dem „sehr ernst“ nehmen war der Offensivspielerin zu ihren Zeiten beim VfL Wolfsburg von dessen Sportlichem Leiter Ralf Kellermann ja einmal in Teilen abgesprochen worden. Inzwischen hinterlässt die 23-Jährige, die sich über diese Kritik beklagte, einen noch reiferen Eindruck als während ihres Engagements beim Autoclub. Der Wechsel nach Lyon im Sommer, ihre erste Auslanderfahrung, scheint Brand gutzutun.

Video:
DFB-Frauen wollen den Nations-League-Titel gegen Spanien (2 Min)

Stellt Wück Brand wieder auf die „Zehn“?

Das hat auch Bundestrainer Christian Wück offenbar erkannt. In den Nations-League-Semifinals gegen Frankreich (1:0, 2:2) stellte er Brand von der Außen- auf die Spielmacherposition und übertrug ihr damit noch mehr Verantwortung. Ob dies von Wück als Zwischen- oder Dauerlösung angedacht ist, konnte sie aber noch nicht beantworten. „Da habe ich noch keine Info drüber“, erklärte Brand. Sie machte aber keinen Hehl daraus, dass ihr die Rolle als „Zehnerin“ gefällt: „Da kann ich überall rumlaufen, das macht mir viel Spaß.“

Schulze Solano nachnominiert

Der Einsatz einer anderen Akteurin, die ebenfalls in der Mittelfeldzentrale die Fäden ziehen kann, ist hingegen fraglich: Sydney Lohmann (FC Bayern München) plagt sich wie Verteidigerin Camilla Klüver (VfL Wolfsburg) derzeit mit muskulären Problemen herum. Daher hat sich Wück in Absprache mit seinem Trainer-Team entschlossen, den Kader auf 24 Spielerinnen zu erweitern.

Nachnominiert wurde dabei in Verteidigerin Bibiane Schulze Solano eine echte Spanien-Expertin. Die 27-Jährige hat neben der deutschen Staatsangehörigkeit auch die spanische und läuft zudem im Land des Weltmeisters für Athletic Bilbao auf.

Da dürften Nachfragen des Bundestrainers zum kommenden Gegner ebenso selbstverständlich sein wie der Genuss von Saumagen in Kaiserslautern…

Franziska Kett

Nationalspielerin Franziska Kett äußert sich im ARD-Interview über das bevorstehende Finale in der Nations League gegen Spanien.

Nicole Anyomi in Aktion

Nicole Anyomi spricht vor dem Finale in der Nations League gegen Spanien exklusiv im Sportschau-Interview über ihr Tor im Halbfinale gegen Frankreich.

Bundestrainer Christian Wück hält eine Ansprache

Die deutschen Fußballerinnen haben für die Qualifikation zur WM 2027 in Brasilien lösbare Aufgaben erwischt.

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